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Hilfe! Mein Hund frisst alles vom Boden!

  • hundplusherz
  • 23. Sept. 2021
  • 5 Min. Lesezeit


Ist dein Hund bei Euren Spaziergängen wie ein Saugroboter unterwegs und frisst alles, was er so auf der Straße findet? Und wie kann man ihm das abgewöhnen?! Und warum ist es wichtig, ihm das abzugewöhnen?

Dieses Verhalten unserer Hunde empfinden wir Menschen oft als unangebracht, zum einen aus Ekel, vor allem aber aus Sorge um die Gesundheit unserer Hunde. Ein Grund warum es wichtig ist, darauf zu achten, dass dein Hund nicht überall seine Nase reinsteckt oder alles frisst, ist z.B. die Infektion mit Würmern. In Fällen oraler Infektion handelt es sich meist um Bandwürmer. Die Übertragung erfolgt hier nie direkt vom Wurm auf den Hund, sondern immer über Zwischenwirte. Der Hund kommt über die Schnauze oder durch das Gefressene in den Kontakt mit Wurmeiern oder Wurmlarven. Eine typische Situation für eine solche Ansteckung ist z.B. das Beschnuppern von fremdem Kot, das Buddeln in der Erde oder die Aufnahme infizierter Zwischenwirte, wie z.B. kleiner Beutetiere. Auch durch die Aufnahme von rohem Fleisch kann ein gewisses Infektionsrisiko entstehen. Ein weiterer, sehr tragischer und vor allem berechtigter Grund für unsere Sorge, sind grausame Vergiftungen jeglicher Form.



Giftköder

Bei uns in Wien ist das leider ein sehr aktuelles Thema und die Zahl der durch Giftköder verstorbener Hunde steigt stetig. Es gibt sehr viele verschiedene Methoden um dem Hund beizubringen, nichts ohne Erlaubnis aufzunehmen und zu fressen. Diese sind aber relativ komplex und erfordern ein langes Aufbautraining. Da das Thema Giftköder aber so aktuell und wichtig ist, erklären wir Dir in diesem Blogpost eine abgeschwächte und relativ einfache Methode um deinen Hund davon abzuhalten etwas unerlaubt vom Boden zu fressen. Die Grundvoraussetzung ist hierbei deine Aufmerksamkeit. Aber diese sollte ohnehin immer beim Hund sein, vor allem wenn du z.B. ohne Leine gehen möchtest. Zu diesem Thema gibt es bereits einen ausführlichen Blogpost, in dem ich die wichtigsten Grundregeln dafür erkläre.


Hintergrundwissen

Unsere Hunde wissen nicht, dass sie nicht mehr jedes Fressen zu sich nehmen müssen, da sie zu Hause bereits genug bekommen. In der freien Wildbahn war das natürlich anders. Das Fressen von gefundener Beute ist für unsere Hunde also ein vollkommen natürliches Verhalten. Schon die Vorfahren des Hundes haben sich nicht nur durch die Jagd auf Beute ernährt, sondern auch von Nahrung, die sie unterwegs gefunden haben wie z.B. Aas, Pflanzen und Beeren. Dieses Verhalten zu steuern ist also nicht so einfach, egal wie sehr man sich bemüht. Nicht, weil Du beim Training etwas falsch machst. Auch nicht weil dein Hund dumm oder ungehorsam ist, sondern schlichtweg aus dem Grund, dass es wider seiner Natur ist. Wir können dieses Verhalten also im besten Fall überlisten, es komplett abzutrainieren ist jedoch fast nicht möglich. Um das besser zu verstehen, drehen wir die Situation vielleicht kurz um.


Verdeutlichung

Wie könnte ich DIR abgewöhnen, kein gefundenes Geld vom Boden aufzunehmen?

Klingt vielleicht blöd, aber es ist ein ähnliches Prinzip. Das zeigt sehr deutlich, dass es nicht nur entgegen der Natur unserer Hunde oder Tiere allgemein ist, sondern auch von uns Menschen. Auch wenn ich es ziemlich eklig finde, wenn Cassie z.B. fremden Hundekot interessant findet, so kann ich sie mit diesem Beispiel zumindest ein bisschen besser verstehen. Wie schafft man es aber nun, den Hund derart zu überlisten, dass er NICHTS unerlaubt aufnimmt?


Es muss sich lohnen!

Das ist auch hier das Prinzip des Lernens! Drehen wir die Situation nochmal kurz um. Was muss ich tun, damit Du gefundenes Geld liegen lässt? .. Genau. Ich muss dir einfach nur einen höheren Betrag bieten. Ganz einfach. Dieses Lernprinzip ist bei allen Säugetieren - und dazu zählen wir Menschen ebenso - das Gleiche. Unsere Gehirne sind darauf programmiert, die eigene Lebenssituation zu optimieren. Das kann Futter, Geld oder was auch immer sein. Die Entscheidung gefundenes Geld aufzuheben, ist also keine direkte Entscheidung. Man macht es einfach, man kann in diesem Moment nicht anders. Dieses Verhalten ist verhaltensbiologisch tief in uns verankert. Und unseren Hunden geht’s genauso wenn sie etwas Leckeres finden. Wenn Du also auf ein solch tief verankertes Verhalten einwirken möchtest, muss es sich für deinen Hund immer lohnen, dass er das Gefundene liegen lässt und nicht frisst. Das ist das Prinzip für dein Training mit ihm!


Kurze Zeitspanne!

So einfach das Prinzip auch ist, so kurz ist die Zeitspanne in der du reagieren musst. Denn zwischen Futter finden und Futter fressen liegt meist nicht sehr viel Zeit. Heißt - du musst immer aufmerksam sein! Das solltest du aber eigentlich sowieso. Du musst vorausschauend gehen, im besten Fall entdeckst du es bereits vor deinem Hund und reagierst dann auch entsprechend. Bevor du das aber mit deinem Hund draußen und mit Ablenkungen übst, startest du das Training zu Hause.


Geräusch statt Kommando

Als erstes überleg dir kein Kommando, sondern ein Geräusch! Das Training soll ohne Worte stattfinden und einzig und allein mit diesem Geräusch verknüpft werden. Es sollte natürlich eins sein, dass dein Hund auch draußen gut hört und nicht verwechseln kann. Von einer herkömmlichen Hundepfeife würde ich also abraten!


Die richtige Belohnung

Wie gesagt - es muss sich für deinen Hund lohnen! Verwende also für diese Übung etwas wirklich, wirklich, wirklich Gutes und portioniere es auch in lohnenswerte Häppchen! Das kann natürlich von Hund zu Hund unterschiedlich sein. Bei Cassie funktioniert es mit Käse am besten.


Wohnung/Umgebung vorbereiten

Schalte alle Umgebungsgeräusche wie Fernseher, Radio etc. ab. Es soll ruhig zu Hause sein.


Konditionierung

Jetzt geht’s darum, deinen Hund auf das Geräusch zu konditioneren. Also Geräusch - Füttern. Geräusch - Füttern. Geräusch - Füttern. Dabei redest du auch nicht mit deinem Hund und lobst ihn auch nicht. Du machst einzig und allein das Geräusch und gibst ihm die Belohnung. Als Grundregel zur Konditionierung gelten üblicherweise rund 1000 Wiederholungen. Ich weiß… das klingt jetzt wahnsinnig viel, aber wenn du es täglich auf ein paar Sequenzen aufteilst, habt ihr das relativ schnell erledigt. Also wenn ihr zum Beispiel 70 Wiederholungen am Tag macht, seid ihr in 2 Wochen damit durch.


Mein Tipp

Füttere in dieser Zeit deinen Hund mit seinem Hauptfutter lieber abends, denn je mehr Appetit er tagsüber hat, desto effektiver ist auch das Trainingsergebnis.


Langsame Reizsteigerung

Wenn die Konditionierung auf das Geräusch stattgefunden hat, kannst du nun damit beginnen, es auch draußen anzuwenden. Natürlich nur mit der selben Super-Belohnung die bereits im Training verwendet wurde! Die Reize sollten erst langsam gesteigert werden. Mach das Geräusch also zu Beginn nur, wenn der Hund ohnehin grad nichts anderes zutun hat, als sich das Super-Leckerli abzuholen. Wenn du merkst, dass dein Hund auch draußen auf das Geräusch reagiert, dann kannst du die Reize Schritt für Schritt steigern.


Nochmal: Es muss sich lohnen!

Wichtig dabei ist, dass auf das Geräusch IMMER die Belohnung folgen muss. Vergiss dabei auch nicht, dass man dem Hund dieses Verhalten nicht komplett abtrainieren kann. Sei also nicht böse oder wütend, wenn dein Hund mal etwas vom Boden aufnimmt. 1. liegt es in seiner Natur und 2. liegt es in deiner Verantwortung ihn durch deine eigene Aufmerksamkeit daran zu hindern.

So oder so, wird sich dieses Training aber auf jeden Fall auszahlen, da es dir auch dabei helfen wird, den Hund generell leicht abrufen zu können. Denn im Prinzip ist das auch eine Art des Rückruftrainings. Du verlangst von deinem Hund, dass er das was er gerade tut, unterbricht. Umso wichtiger ist es, ihn dafür auch entsprechend zu belohnen, denn ansonsten wird er sich in Zukunft überlegen ob es sich auszahlt seine Handlung zu unterbrechen.



Wie klappt das bei Euch und was ist für deinen Hund DIE Super-Belohnung? Lass es uns in den Kommentaren wissen!


Schau Dir dazu auch gern unser Video an:




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