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Zweithund - Ja oder Nein?

  • hundplusherz
  • 12. März 2024
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Juni 2024


Zwei Hunde am Strand und halten Pfötchen

Die romantisierte Vorstellung eines Zweithundes:

Wer uns auf Instagram folgt wird mitbekommen haben, dass wir einige Tage lang Gesellschaft eines Streuners bzw. eines ausgesetzten Hundes hatten. Wir haben ihn Carlos getauft und - zumindest für die Zeit unseres Aufenthaltes - vor dem Verhungern und Verdursten bewahrt. Nachdem wir Carlos als einen sehr respektvollen Hund kennenlernen durften, stand auch ein Kennenlernen zwischen ihm und unserer Hündin nichts im Weg. Erst wurde beschwichtigt, dann langsam und respektvoll angenähert, dann gespielt und am nächsten Tag sogar entspannt zusammen ein Spaziergang gemacht. Bei unseren täglichen Stories auf Instagram konnte unsere Community quasi live dabei sein und ein Großteil von ihnen hat sich wohl etwas in den Anblick von Cassie und Carlos verliebt. Mein Postfach sah nämlich so aus:


Kommentare zu einem Zweithund

Ich kann diese Nachrichten sehr gut verstehen und muss zugeben, dass Carlos auch unser Herz sehr berührt hat und die Vorstellung davon, was er bereits erleben musste und was vielleicht sogar noch mit ihm passieren könnte extrem wehtut. Der Gedanke ihn aufzunehmen und unsere Familie zu vergrößern war also natürlich ein Thema für uns. Da standen wir also vor der Frage: Zweithund? Ja oder Nein?


Ein Zweithund ist aber keine kleine Entscheidung, denn sie verändert nicht nur deines und das Leben des zweiten Hundes sondern allem voran das Leben deines ersten Hundes. Und genau das ist der Knackpunkt bei der Frage nach einem Zweithund.


Ich kann natürlich nichts verallgemeinern und es gibt bestimmt Ausnahmen, aber da ich weiß wie viele Menschen mit dem Gedanken spielen sich einen Zweithund zu nehmen, möchte ich gerne unsere persönliche Erfahrung und Argumentation die gegen einen Zweithund sprechen, teilen.


Zweithund - die Nachteile

Cassie ist unsere Forever-Number-1. Sie bedeutet uns mehr als man es jemals beschreiben könnte und wir kennen sie besser als uns selbst. Und das obwohl wir nicht mal miteinander sprechen können. Ganz gleich ob wir in unserem Schneckenhaus auf 4qm oder in einem großen Haus mit Garten leben. 2 Hunde sind etwas ganz anderes als einer. Pfötchenhalten und gemeinsam zu viert entspannt ne Runde drehen ist ur süß und ungelogen ein extrem schönes Gefühl.


Spaziergang mit zwei Hunden

Aber einen oder besser gesagt zwei Hunde zu führen und ihnen ein gutes Leben nach ihren Bedürfnissen zu ermöglichen bedeutet mehr als süß nebeneinander auszusehen und hier und da miteinander zu spielen. 


Ein weiterer Hund würde bedeuten Cassie nicht mehr das bieten zu können was sie kennt, braucht und letztendlich will. Cassie braucht nicht nur sehr viel (ungestörte) Ruhe sondern auch sehr viel (ungeteilte) Aufmerksamkeit. 



Wir wissen sowohl was ihr kurzfristig als auch langfristig gut tut und was nicht. Für uns gilt dasselbe. Wir sind ein eingespieltes Team, wir kennen all' unsere Stärken und Schwächen und würden für den jeweils anderen alles tun nur damit es ihm gut geht. Ein weiteres Familienmitglied wäre bestimmt schon irgendwie handelbar, es würde aber trotzdem auch bedeuten etwas anderes und sehr wertvolles aufgeben zu müssen. Gegenteiliges kann man sich so gut reden wie man will, es ist so.


Wir drei wären nicht mehr wir drei.


Zwei Personen und Hund schauen aufs Meer

Und bei aller Sympathie für Carlos ... - die Liebe zu Cassie und dass es ihr gut geht steht ausnahmslos immer an oberster Stelle. 


Das ist unsere Verantwortung, auch wenn das vielleicht in gewissen Situationen egoistisch wirken mag. Verantwortung zu übernehmen bedeutet manchmal auch ehrlich Nein zu sagen.


Darüber hinaus möchte nicht jeder Hund 24/7 mit einem anderen Hund zusammen sein. Und meiner Meinung nach möchten das die wenigsten wenn sie es sich aussuchen könnten.


Kommentar zum Zweithund


Wer oder was bildet eigentlich ein Rudel?

Weder wir und unser Hund noch andere sich bekannte oder zusammenlebende Hunde bilden ein Rudel. Der Begriff Rudel bezeichnet einen Familienverband und nur Kinder/Geschwister und dessen Eltern bilden ein Rudel. Diese Aussage ist also schon mal falsch, auch wenn wir Menschen im Zusammenleben mit unserem Hund gerne diesen Begriff verwenden. 


In der Art wie wir mit unserem Hund  zusammenleben bilden wir eine soziale Gruppe. Auch Hunde in einer Mehrhundehaltung werden als soziale Gruppe definiert, nicht als Rudel.


In unserem eBook "Der tut nix! - Hundebegegnungen meistern" geht es nicht nur um die Körpersprache unserer Hunde sondern auch um die Aufklärung vieler Mythen rund um Hundebegegnungen und Kontakt zu Artgenossen:


Hunderatgeber für Hundebegegnungen

Sich sympathisch finden, miteinander spielen, miteinander ruhen,... alles schön und gut aber es ist etwas ganz anderes 24/7 sein Zuhause, seinen wichtigsten Sozialpartner (=Mensch) und alles was damit einhergeht mit einem anderen Hund zu teilen. Ein mancher Hund mag damit vielleicht besser zurechtzukommen als ein anderer, das bedeutet allerdings nicht, dass es ihm nicht als Einzelhund besser gehen würde.


Ich bin davon überzeugt, dass ein JEDER Hund die 100%ige Aufmerksamkeit seines Menschen braucht und will. Diese Aufmerksamkeit müsste er mit einem Zweithund teilen, anders geht es gar nicht. 


Auch wenn du sagst "Naja damit der eine nicht zu kurz kommt mach ich halt mit beiden extra Qualitytime" - selbst dann teilst du die nötige Aufmerksamkeit ja schon auf und verbringst somit weniger Zeit mit dem anderen Hund.


Warum genau entscheiden sich eigentlich so viele für einen weiteren Hund?

Ich kenne natürlich nicht alle persönlichen Gründe aber ich traue mich zu behaupten, dass es in den seltensten Fällen nicht auch einen egoistischen Beigeschmack hat.

Damit der Hund nicht immer so lang und oft alleine ist während man arbeiten geht oder Ähnliches... hm, dann sind halt zwei Hunde alleine. Auch nicht besser. Auch wenn man seinem Gewissen anderes einreden möchte. 


Dazu ist auch wichtig folgendes zu wissen:  


Buch "Liebst du mich auch?" von Patricia B. McConnell

Aus dem Buch "Liebst du mich auch?" von Patricia B. McConnell


Übrigens: Dieses Buch ist für jeden der seinen Hund und dessen Gefühlswelt besser verstehen möchte. Neben wissenschaftlichen Studien die beweisen wie viel wir Menschen mit unseren Hunden gemeinsam haben, schafft es Patricia mit viel Humor und persönlichen Erfahrungswerten das Lesen dieses Sachbuches zu einem sehr emotionalen und lehrreichen Erlebnis zu machen.


Um das ganze aber noch besser zu verstehen stell dir mal vor du lebst in einer WG:

Gesellschaft kann etwas tolles und wertvolles sein. Aber ist sie immer das was du gerade willst und brauchst? Du musst dich IMMER arrangieren und in gewissen Sachen zurückstecken. 

Was bedeutet so ein Zusammenleben in weiterer Folge? Es bedeutet immer einen gewissen Stresspegel, eventuell Gefühle wie Eifersucht, Überforderung, Erschöpfung,...


Und zum Thema Spielen:

Auch wenn du sagst dein Hund versteht sich so toll mit diesem Hund und sie spielen so gern und toll miteinander gibst du damit eigentlich deine Verantwortung ab. Du als wichtigster Sozialpartner solltest für deinen Hund mehr sein als nur der, der Futter gibt und mit ihm Gassi geht. Es liegt ebenso in deiner Verantwortung mit deinem Hund zu spielen, dass ist ein extrem wichtiger Teil der Kommunikation. 


Darum spielen wir mit Cassie auch hauptsächlich körpersprachlich und nicht mit Bällen oder sonstigen Spielzeugen. 




Wenn du deinen Hund wirklich gut kennst und ihm alles bietest was er braucht würde sich die Frage nach einem zweiten Hund eigentlich gar nicht stellen, denn du würdest du damit das wichtigste aufgeben: die uneingeschränkte Verbindung zwischen dir und deinem Hund. Egal wie gut sie sich verstehen und egal wie sehr du dich auch bemühst. 


Gerne hier ein persönliches Beispiel:

Eine Bekannte von mir hat ihren Seelenhund gefunden. Aus irgendwelchen Gründen hat sie sich noch einen zweiten und dann sogar noch einen dritten Hund genommen. Sie reißt sich wirklich für jeden von ihnen den A. auf und sagte letztens trotzdem zu mir: 

Die Beziehung zu Hund 1 ist nicht mehr die, die es mal war. Und die Beziehungen zu Hund 2 und 3 sind nicht mal annähernd so wie die Beziehung zu Hund 1 war und auch nicht einmal wie sie jetzt ist. Aber jetzt ist es halt so. Die Hunde arrangieren sich und können zusammenleben, aber bestimmt wären sie als Einzelhunde glücklicher. (Und meine Bekannte sicher auch.)


Aber probier es selbst mal aus beide Hunde zu führen und achte darauf wie es deinem Hund dabei geht. 

Findet er das wirklich durchgehend toll? 

Kann er sich wirklich wie gewohnt entspannen sowie konzentrieren?

Vernachlässigst du ihn wirklich kein bisschen wenn du versucht dem zweiten Hund ebenfalls das zu geben was er braucht? 

Woher weißt du, dass sich die jeweiligen Bedürfnisse der Hunde nicht verändern?

Schließlich verändert sich ja auch ihr Alltag und Leben. 


Ja, jemand der seinen Hund nicht aktiv führt wird sowas vielleicht nicht gleich bemerken weil er sonst auch nicht mit seinem Hund kommuniziert. Und das ist der Punkt, weshalb viele im ersten Moment vielleicht nur gewisse Vorteile sehen aber die Nachteile nicht erkennen die sich dann in weiterer Folge in Problemverhalten oder Stresssymptomen zeigen. Ein erhöhter Stresspegel macht den Hund wieder reizbarer und somit schwerer führ- und kontrollierbar. 


Du siehst, im Endeffekt tust du weder dir noch deinem Hund etwas gutes. Das beste was du tun kannst ist an der Beziehung zu deinem Hund zu arbeiten und das zu festigen was bereits vorhanden ist. 


Unser eBook „Grundkommandos - den Hund in die Gesellschaft integrieren“ bietet dir den optimalen Leitfaden dafür:


Hunderatgeber den Hund ohne Leine führen

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