Das Problem mit Hybridhunden
- hundplusherz
- 28. Aug. 2022
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. März 2024

Labradoodle, Borador, Goldendoodle, Pomsky, Maltipoo, Cockapoo…. Hybridhunde liegen schwer im Trend. Aber leider sind sich nur die wenigsten Menschen darüber im Klaren was das eigentlich wirklich bedeutet.
Was bedeutet eigentlich Hybridhund? Ist das streng genommen nicht einfach ein Mischling?
Hm, streng genommen schon. Aber es gibt einen wichtigen Unterschied. Beide Elternteile müssen reinrassig sein und werden gezielt miteinander gekreuzt. Das spannende dabei ist, dass sich gemäß der mendel´schen Vererbungslehre die Welpen des ersten Wurfs im Aussehen ähneln. Es kann also mit einer gewissen Homogenität gerechnet werden. Garantie gibt es aber keine.
Hybridhunde werden auch gern Designerhunde genannt. Und das sagt es ja eigentlich auch schon. Sie werden so verpaart bzw. designt um möglichst vielen Menschen zu gefallen. Sowohl was das Aussehen als auch das Wesen betrifft. Man nimmt das beste von zwei Rassen und kreiert quasi einen Überhund- Und genau das ist es womit diverse Anbieter - ich nenne sie bewusst nicht Züchter - den Verkauf ihrer Hybridwelpen aufbauen. Es wurde nur das beste vom besten verpaart.
Labradoodle
Nehmen wir als Beispiel den Labradoodle, der Vorreiter der modernen Hybridhunde welcher durch Wally Conron vor über 30 Jahren zum “Leben erweckt wurde”. Der Name verrät einen Mix aus Labrador und Pudel. Conron war Zuchtverantwortlicher eines australischen Unternehmens für Blindenhunde und wurde von einer blinden Dame vor eine besondere Aufgabe gestellt. Die Dame war auf der Suche nach einem Assistenzhund, das Problem war allerdings, dass ihr Mann auf Hundehaare allergisch reagierte. Schon damals kamen aufgrund ihres tollen Wesens hauptsächlich Labradore als Blindenführhunde zum Einsatz, also Hunde die alles andere als hypoallergen sind. Wobei ich hier noch hinzufügen muss, dass es keinen wirklich hypoallergenen Hund gibt, da eine Allergie nicht immer mit den Haaren zusammenhängen muss. Auch andere Substanzen wie zum Beispiel der Speichel können allergen sein. Was die Haare betrifft gibt es aber Hunderassen wie zB den Pudel dessen Haare nicht wie bei anderen Hunderassen laufend ausfallen und somit auch viel weniger Hautschuppen und Haare in die Umgebung gelangen. Aus diesem Grund werden Rassen wie der Pudel oder auch Wasserhunde von vielen Allergikern besser vertragen.
Wally Conron stand also vor der Aufgabe die Dame mit einem allergiefreundlichen Assistenzhund auszustatten. Nachdem er jahrelang erfolglos versucht hatte einen Pudel zu einem Assistenzhund auszubilden kam er schließlich auf die Idee die hohe Lernbereitschaft des Labradors mit der Intelligenz und dem besonderen Fell des Pudels zu kombinieren und so entstand der erste Hybridhund. Der Labradoodle. Wie viele aber nicht wissen, wurde nicht einfach nur ein Labrador mit einem Pudel gekreuzt. Um einen solch Allergikerfreundlichen Hund mit den gewünschten Eigenschaften zu kreieren wurden außerdem Rassen wie English und American Cocker Spaniel und Irischer Wasserspaniel miteingekreuzt.
Der Hintergrund zur Entstehung dieses ersten Hybridhundes ist meiner Meinung nach sehr nachvollziehbar und grundsätzlich ist es ein schöner Gedanke diese tollen und nützlichen Eigenschaften mehrerer Hunderassen zu vereinen. Wenn man allerdings über Wally Conron und die Herkunft der Hybridhunde recherchiert findet man auch sehr schnell heraus, dass er diese Verpaarung bitter bereut. Er sagt auch er habe Frankensteins Monster freigelassen. Im entstandenen Wurf gab es 3 Welpen die sich gut als Allergiker- und Blindenführhunde eigneten. Der erste, Sultan, kam nach seiner Ausbildung nach Hawaii zu der blinden Dame weshalb das alles ja überhaupt erst so entstanden ist. Die beiden anderen wollte niemand, weshalb sich Conron an die Medien wandte. Als die Nachfrage auf einmal enorm war wurde ihm bewusst, welch großer Fehler das war. Dass der allergiefreundliche Labradoodle solch eine mediale Aufmerksamkeit bekommen hat war ihm alles andere als recht. Denn was in weiterer Folge in der Welt der Hundezucht entstand, ist erschreckend und unverantwortlich. Als professioneller Züchter steht für ihn die Gesundheit der Tiere immer an erster Stelle, aber dies ist bei solchen Züchtungen leider nicht immer der Fall. Menschen sind und bleiben nun mal Menschen. Sie sind maßlos, unersättlich und sehen in allem eine Geldquelle ohne sich Gedanken über mögliche Konsequenzen zu machen.
Original oder Kopie?
Der erste Labradoodle war natürlich eine Sensation. Zurecht. Aber nur die wenigsten wollten verstehen, dass dieser von absoluten Profis, mit nachvollziehbarem Hintergedanken und unter strengen Voraussetzungen gezüchtet wurde. Aus diesem Grund muss beim Labradoodle auch ganz streng unterschieden werden ob es sich um das “Original” oder eine “Kopie” handelt. Das Original wurde zum Australian Labradoodle umgetauft und beinhaltet die bereits genannten Rassen und entstand in einem äußerst sorgfältigen Zuchtprogramm. Seriöse Züchter des Originalen Australian Labradoodle gibt es außerordentlich wenige, dementsprechend hoch ist auch ihr Preis und die Wartezeit.
Was jedenfalls auf diese Sensation folgte waren unzählige unseriöse Züchter die alles mögliche verpaarten. Vor allem mit einem Pudel. Hauptsache es klingt gut, sieht süß aus und man kann es gut verkaufen. Und wie gut klingt das?! Ein Hund der optisch perfekt ist, der nicht haart, leicht zu erziehen ist, das beste vom besten in sich trägt und einen lustigen Namen hat er auch noch. Cool oder? Aus dem kleinen süßen Flauschball Pomeranian und dem sportlichen Husky mit blitzblauen Augen wird ein Pomsky, der Golden Retriever wäre eigentlich auch super wenn er nicht haaren würde, also machen wir uns halt einen Goldendoodle, dann ist er nämlich wirklich DER perfekte Familienhund. Oh und nicht zu vergessen - der Border Collie wäre auch so ein cooler Hund wenn er nicht so hibbelig wäre und nicht so viel Beschäftigung bräuchte. Kein Problem, ein bisschen was vom unkomplizierten Labrador dazu und wir haben einen Borador. Dieses Spielchen könnten wir noch lange so weiter spielen, aber du weißt wohl worauf ich hinaus will.
Augen auf beim Welpenkauf
Was bereits vor mehr als 30 Jahren Thema war ist heute präsenter denn je. Man braucht nur auf diverse Tieranzeigenportale gehen. Die Vielzahl der Hybridhund-Angebote ist mindestens so erschreckend wie der Preis der dafür verlangt wird. Was aber am schlimmsten ist, ist die Gestaltung der Angebote. Hier wird mit so absurden Argumenten den Menschen etwas versprochen, dass womöglich gar nicht stimmt. “Hier wurde nur das beste beider Hunderassen miteinander verpaart”, “der perfekte Familienhund - lieb zu Kindern, beißt nicht, bellt nicht, zieht nicht an der Leine, braucht nicht viel Beschäftigung. Ein wahrer Traumhund!”. Aber denkt denn eigentlich niemand darüber nach ob das überhaupt möglich ist? Denn schlussendlich kommt es immer noch auf die Erziehung an. Aber mal abgesehen davon, fragt sich auch wer ob das eigentlich gesund ist? Da dürfen Australian Shepherds nur unter den strengsten Voraussetzungen miteinander verpaart werden weil diese und jene Krankheit möglich ist, und bei Hybridhunden kann jeder tun und lassen was er will?!
Gesundheit
Es stimmt, dass Hybridhunde in der ersten Generation sogar gesünder als Rassehunde sein können. Das liegt am sogenannten Heterosis-Effekt, also einer überproportionalen Erhöhung der Fitness. Dieser Effekt ist nicht erblich sondern kommt zustande wenn komplett unbekannte Gene aufeinander treffen.
Darüber darf man sich aber nicht zu früh freuen, denn anders als bei Rassehunden gibt es für Hybridhunde nur in sehr seltenen Fällen verpflichtende Zuchtuntersuchungen. Die selbsternannten Züchter züchten in den meisten Fällen ohne Verein, da sie keine Zuchtzulassung meistern müssen. So können sie ihre Welpen ohne Vereinszugehörigkeit, Gesundheits- und Wesenstest für viel Geld als Designerhunde verkaufen. Demzufolge können sie auch vollkommen willkürlich bestimmen mit welchen Hunden sie züchten, sogar mit denen die gesundheitliche Defizite aufweisen. Ob und in welchem Ausmaß das an die Nachkommen weitergegeben wird, ist reine Glückssache. Aber nicht nur kranke Elterntiere können für gesundheitliche Probleme verantwortlich sein. Auch aus dem Mix von diversen Rassen können Probleme bei den Nachkommen entstehen mit denen wirklich nicht zu spaßen ist. Nehmen wir wieder den berühmten Labradoodle, allerdings die Kopie natürlich. Während der Pudel ein recht schmales Gebiss hat, hat der Labrador ja doch eher ein breiteres. Kombiniert man nun diese beiden Rassen, dann kann es bei den Nachkommen durchwegs zu Zahnproblemen kommen, selbst wenn die beiden Elterntiere gesunde Zähne haben. Auch was das Fell betrifft muss man mit Haut- sowie Fellproblemen rechnen. Hier werden schließlich zwei unterschiedliche Felltypen miteinander verpaart. Eine Garantie, dass diese immer miteinander harmonieren gibt es nicht. Beim Original, also dem Australian Labradoodle, werden also nicht ohne Grund auch noch andere Rassen miteingekreuzt.
Gefährliche Versprechen
Wenn also jemand verspricht, dass aus einer bestimmten Verpaarung zweier Rassen nur das beste vom besten rauskommt, man einen perfekten Hund bekommt und dieser unter solchen Voraussetzungen verkauft wird, kannst du schon mal davon ausgehen, dass er nicht seriös züchtet. Denn ist das am Ende wirklich so? Wer gibt dir die Garantie dafür? Was ist wenn das schlechteste von beiden drin ist?
Kann man das wirklich so bestimmen wie es angepriesen wird?
Die Antwort ist: Jein. Denn auch wenn wirklich nur das beste drinnen ist kommt es am Ende nicht nur auf die Gene an sondern hauptsächlich darauf was du daraus machst. Vollkommen egal was drin steckt.
Sei dir bewusst, dass die Gene unserer Hunde nur einen kleinen Teil ausmachen, das wichtigste bist du und die Erziehung. Egal für welchen Hund du dich entscheidest.













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