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Futter-Suchspiele

  • hundplusherz
  • 22. Mai 2022
  • 5 Min. Lesezeit


Auf Social Media sehe ich immer mehr Hunde - vor allem Welpen - die regelmäßig auf Spaziergängen mittels Leckerli-Suchspielen ausgelastet werden. Aber was steckt hinter diesem Trend? Ist das wirklich zu empfehlen?

 

Bei diesen Suchspielen werden Leckerli einfach überall verteilt: in der Wiese, unter Blättern, auf Baumstämmen und zwischen Baumstämmen, …der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Aber wozu das ganze? Ich bekomme immer öfter Nachrichten in denen mir erklärt wird, dass hiermit versucht wird den Welpen bestmöglich geistig auszulasten. Und es stimmt: Nasenarbeit ist für unsere Hunde eine wirklich anstrengend Aufgabe. Demnach wird der Hund geistig ziemlich gefordert. Ich persönlich halte aber trotzdem nichts von solchen Suchspielen und zwar aus 2 ganz plausiblen Gründen. Am Ende gibt es noch einen Tipp wie ich Cassie im Alltag auslaste, also bleib dran.

Giftköder

Der erste und wichtigste Grund sind Giftköder. Überleg mal: Was gewöhnst du deinem Hund mit solchen Spielereien an? Dass er überall draußen nach Essbarem suchen soll und es fressen darf. Alle frischgebackenen Welpeneltern werden mir spätestens nach einer Woche zustimmen, dass es eine absolut blöde Idee war ihren Welpen auf diese Art zu beschäftigen. In einer Zeit in der für einen Welpen ohnehin alles neu und aufregend ist, wo er alles mit seinem Maul kennenlernt und draußen eher einem Staubsauger ähnelt. Denken wir an Babys, die stecken sich in einem bestimmten Alter auch alles in den Mund um zu erfahren was es ist. Genauso ist es auch bei Hunden. Aber eigentlich sollte er das nicht, denn du hast keine Kontrolle darüber was er dabei aufnimmt. Du gewöhnst ihm mit solchen Spielchen aber an, dass es vollkommen in Ordnung ist etwas gefundenes zu fressen und überall danach zu suchen. Das ist gefährlich. Es mag ja vielleicht Hunde geben die differenzieren können was sie fressen dürfen und was nicht. Vor allem wenn man Spiele dieser Art mit einem Start- und Abbruchsignal aufbaut. Allerdings würde und möchte ich mich darauf nicht verlassen, denn solch ein Verhalten zu trainieren bedarf schon intensiverem Training und am besten beginnt man damit erst wenn der Hund schon gelernt hat, dass er nichts aufnehmen darf. Die Gefahr, dass er irgendwann mal etwas aufnimmt, was er nicht sollte, ist einfach zu groß. Im besten Fall bekommt er nur eine Magenverstimmung aber es kann auch viel schlimmer sein. Ich lese so oft von Giftködern die in unterschiedlichsten Gegenden verteilt werden. Vergesst nicht: Verrückte und böse Menschen gibt es immer und überall. Bei uns in Wien ist dieses furchtbare Thema seit mehreren Jahren aktuell. Es werden vor allem in den Wäldern in und um Wien regelmäßig Giftköder gemeldet woran schon einige Hunde ganz brutal und schmerzhaft sterben mussten. Ich finde sowas muss man wirklich nicht herausfordern.

Ich habe Cassie von Anfang an verboten jegliches Essbare vom Boden aufzunehmen und zu fressen. Der Boden ist tabu. Sowohl draußen als auch drinnen. Mir kann ruhigen Gewissens beim Essen oder Kochen mal was runterfallen. Cassie interessiert das nicht. Ganz einfach weil ich es auch nie interessant gemacht habe. Sie lässt selbst Leckerli am Boden liegen wenn mir mal eins runterfällt oder es ihr aus dem Maul fliegt. Denn sie bekommt ein neues. Sowas von Anfang an durchzuziehen, hat mir jegliches Anti Gift Köder Training erspart. Schau dir am besten dazu auch unsere Videos „Hilfe mein Hund frisst alles vom Boden“ und „Bettelnder Hund“ an.


Reizüberflutung

Diese Art von Beschäftigung wird gern von Trainern oder Hundeschulen empfohlen, weil es den Hund ja so toll auslastet - körperlich wie geistig. 10 Minuten Nasenarbeit und er ist fix und fertig. Es stimmt, während der Nasenarbeit atmet dein Hund bis zu 300x pro Minute ein und aus. Versuch das mal nachzumachen. Puh. Beim Hecheln und Schnüffeln verliert er zudem viel Wasser, deshalb sind die Hunde nach sowas immer besonders durstig und ausgelaugt.

Allerdings frage ich mich warum dein Hund in 10 Minuten fix und fertig sein soll. Nach einem dem Alter angepassten langen Spaziergang ist er sicher genauso fertig und dein Hund und du habt viel mehr erlebt. Gemeinsam die Welt kennenlernen, darum gehts doch oder?


Unsere Welt wird sowieso immer schneller, lauter und dichter. Selbst am Stadtrand erlebt man keine ruhige Minute mehr. Ständig und überall passiert irgendwas. Dauernd kommt dir jemand entgegen, du musst ausweichen, versuchst dich zu unterhalten während die Autos neben euch fahren, das ist alles andere als entspannend…. Reizüberflutung hoch 10. Ich weiß nicht wie es dir geht, aber mich erschöpft eine gewisse Zeit in der Stadt ebenso wie am Stadtrand extrem. So viele Dinge, Geräusche, Gerüche und Momente die man danach zu verarbeiten hat.

Und jetzt überleg dir mal wie es unseren Hunden gehen muss, die noch so viel mehr mit ihren Sinnen wahrnehmen als wir und zwar auf allen Ebenen. Einen Hund heutzutage nicht zu überreizen ist eigentlich vollkommen unmöglich. Es sei denn du bist so glücklich und lebst irgendwo ganz weit draußen am Land, ausschließlich umgeben von der Natur, abseits von all dem menschlichen Wahnsinn. Ich befürchte aber dir gehts wie mir…

Dass ein Hund sich in unserer heutigen Welt und in unserem heutigen Alltag mal langweilt und nicht von Reizen überflutet wird, kommt - zumindest draußen - schon sehr selten vor. Zu Hause ist er dann wahrscheinlich eher überdreht und dann wird auch noch nach allen möglichen Unterhaltungsmöglichkeiten gesucht. "Wie kann ich den Hund denn auch drinnen beschäftigen und auslasten?" Das sind Probleme Leute - die müssten gar nicht sein. Schenkt euren Hunden einfach mal Ruhe. Lasst sie abschalten. Nur wer ausreichend schläft kann Erlebtes und Gelerntes entsprechend verarbeiten. Das ist extrem wichtig für die Entwicklung, es sorgt dafür, dass der Hund ausgeglichen ist und Stress abbauen kann. Gönn deinem Hund reizarme Zeit. Und ergänze die Reize draußen nicht auch noch durch solche Leckerli Suchspiele. Das ist nicht nötig und bringt mitunter das falsche Ergebnis.

Mein Tipp

Sei lieber zu 100% bei deinem Hund. Geht zusammen die Welt entdecken. Integriere geistige Auslastung lieber in euren gemeinsamen Alltag. Es gibt so viele nützliche Grundkommandos die ihr lernen und befolgen könnt, statt den Hund sinnlos Leckerli suchen zu lassen - was du ihm dann möglicherweise in Zukunft auch noch mühsam abtrainieren musst. Es gibt auch so genug zu schnüffeln. Lass deinen Hund - egal ob jung oder alt - in seinem kontrollierten Rahmen die Welt kennenlernen. Lerne ihm die Verhaltensregeln und mach den ganzen Spaziergang zu eurem Spiel. Wie Agility in der echten Welt. Es kommt eine Straße? Stehenbleiben und hinsetzen, bei Fuß die Straße überqueren, wieder hinsetzen, frei. Es kommt wer entgegen? Zurück zum Frauchen und bei Fuß. Der Mensch ist vorbei, frei. Großes Geschäft verrichtet? Hinsetzen und warten bis das Gacki im Sacki ist und Frauchen wieder da, frei. Es gibt so viele Möglichkeiten draußen spielend Regeln einzubauen und miteinander zu kommunizieren. Das kann so schön sein wenn alles funktioniert. Auf unseren Spaziergängen sind Cassie und ich ständig in Kontakt, nehmen unsere Umwelt wahr, machen uns gegenseitig auf Entdecktes aufmerksam und erleben so unsere Ausflüge zusammen - und das obwohl wir keinerlei Spielzeug mit haben. Glaub mir, davon habt ihr beide mehr!


Gemeinsam mit seinem Hund die Welt erkunden, darum gehts doch oder? Wie siehst du das? Schnelle Auslastung oder gemeinsame Erlebnisse - was ist wichtiger? Lass es uns in den Kommentaren wissen!





 
 
 

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